Nachwort

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Nachwort nach zwei heißlaufenden, nachdenkenden, testenden Monaten traumjahr.de


Der "Traumraum" war mein erster und vielleicht einziger Versuch, in Echtzeit online zu gehen. Ich musste nun sehen, dass das bei meinem Charakter nicht läuft. Ich neige dazu, genau in die Gegenrichtung zu driften - und bin da möglicherweise ein Unikum: Alle Zeiten meines Künstlerdaseins dürfen nebeneinander so präsent sein, als wären sie Gegenwart.

Am markantesten äußert sich das jetzt schon, indem auf meinen Homepages Gesichter von Chris Mennel zu sehen sind von 18 bis 60, von 1979 bis 2021. Überall sonst werden mir Menschen gezeigt mit ihrem jeweiligen Alters-Status. Das tut schon weh, wenn der enorm gealterte Reinhard Mey eben nur noch als solcher derzeit aktueller Mensch zu sehen ist. Er hat als Liedermacher alle Lebens-Jahrzehnte durchwandert. Für mich darf er auch heute der Frechdachs mit dem Aussehen sein und bleiben, als er "Annabelle" sang.

Wenn schon am 11.9.2021 ein "Nachwort" gesprochen wird: Geht es denn weiter? Ja. Bis 30.4.2022:

Marschrichtung ] populistische Kunst ] und weg ] Ade ]
     

Bleiben wir beim Liedermacher: Gestern am 10.9.2021 habe ich mir einige Nummern des Barden "Quis ut Deus" angeschaut. Er lässt offenkundig sein Publikum online am Ball bleiben. Dazu ist er z.B. unter aus meiner Sicht erheblichem Einsatz zum Nulltarif auf twich.tv zugange.

Sein Weg kann nicht mein Weg sein.

1. Denn ich will nicht zu einem festgelegten Zeitpunkt kommunikative oder kreative Qualität abliefern müssen. Also ich kann nicht wöchentlich, nicht mal monatlich sagen: "Da und da bin ich online mit einem kreativen Programm." Repetitiv muss man sowas abliefern: Ich singe Lieder in geübter Manier, oder stehe zumindest auf einer eigenen Kunstausstellung herum. Quis ut Deus serviert sich zum festen Termin wöchentlich online!

2. Ich sehe mich außerstande, mit vielen Leuten authentisch zu kommunizieren. Also ich kann kein soziales Internet-Netz geduldig aufbauen, mich hüben und drüben einbringen. Mit Schreiben und Plaudern will ich nicht versuchen, einen "Namen" in diesem permanent und penetrant fließenden Internet zu erreichen. Das geht vermutlich auch nur für die irgendwie "netten" Menschen. Denn das "Publikum" - alles Online-Erfindungen; das Klatschen bei Quis ut Deus kommt aus dem Lautsprecher - sucht nach Unterhaltung, gerne frecher - Quis macht herzhafte Texte, schön gegen manchen offiziellen Strom - und es schimmert durchaus durch, dass er oft nicht froh ist. Aber eben eine Nummer trister, z.B. die Angebote von Nick Cave: Das darf nicht feilgeboten werden in dieser Online-Welt des kurzen Abgreifens und des vielen Geplappers. Das braucht den Monolog und Dialog.

Monolog und Dialog: Das sind schöne Welten für mich. Ich mag auch Geplapper - aber am Stammtisch bitte. Nicht online. Warum? Wegen des Gedächtnisses. Das Netz merkt sich die Faux Pas - was du am Stammtisch locker sagst, kann im digitalen Nichvergess-Kosmos zum Bumerang werden.

Mein Dasein im "Traumraum" findet häufig in Echtzeit statt, ist am gleichen Tag in Ausschnitten online, und ist darin eine Neuerung bei mir. Eine Neuerung, die erst ab etwa 2019 für mich durch die Aufzeichnungsleistung der exzessiv geduldig in hoher Qualität zu einem privat stemmbaren Geldbetrag funktionierenden neuen Medien ermöglicht wird.

Mein "Traumraum" ist dennoch nicht in Echtzeit öffentlich. "Öffentlichkeit" existiert, wenn du nicht mehr alle Leute im Raum persönlich kennst. Also ich habe bisher (11.9.2021) jeden Malvorgang, auch Technisches wie das Einrichten einer 180-Grad-Kamera, auch den ersten Anlauf des schriftlichen Aufarbeitens meiner Träume, filmisch festgehalten. Ein wenig bin ich dran an "JennyCam" :-) Aber nur in einer unklar fernen Zukunft oder auch nie findet das Unmittelbare dann mittelbar seinen Weg in eine Öffentlichkeit. Und ich gehe da hin nicht betteln - aus dem schönen Grunde, dass ich nicht betteln gehen muss. Mein Geld kommt auch ohne Kunst.

 


Oben ein Film über eine Kleinigkeit: Ich improvisiere mit Dingen, die im Traumzimmer zu finden sind, die Aufhängung einer 180-Grad-Kamera an der Decke.
Muss die Welt sowas sehen? Nein. Will die Welt sowas sehen? Bei Berichten von Freunden durchaus, und bei Prominenten.
Hat das mit Kunst zu tun? Ja. Künstler, die nicht Handwerker sind, bleiben Stümper - wird die fast einhellige Meinung fast aller weit marschierten Künstler sein. Zahlreiche Menschen, die Künstler sein wollen, werden hingegen auf ihr Recht pochen, Kunst zu machen, ohne Rahmen verkeilen zu können.
  

Und noch etwas Verrücktes fällt mir auf: Zwar werden Künstler im Gespräch zu allerlei aufgefordert: Kannst du das bitte mal näher erläutern? Können wir einer Kunst-Entstehung mal bitte ich Echtzeit zuschauen? Aber die Rezeption nach Erfüllen solcher Forderungen bleibt mickrig! Also die Leute wollen Knackiges von dir, und nur eine unklar kleine Randgruppe (ein Prozent bis ein Promille!) schaut sich diese langsame, ereignisarme Kunst produzierende Echtzeit exzessiv an, falls du sie exzessiv präsentierst, und liest sich deine ausführlichen Gedanken durch. Also du kommst locker als Künstler über die Runden, wenn du sehr selektiv nur Inhalte herzeigst. Das Selektive, das ich dann biete, soll aber bitte aus meiner Sicht "Qualität" haben: Ein Spagat soll es sein aus ästhetisch und nicht kitschig, aus engagiert und unterhaltsam, aus schmierig, böse, himmlisch und gut. Nicht "nett" bitte.

Willkommen in Traumjahr.de. Und weil ich gerade aus dem Nähkästchen plaudere: Mir ist hier schon wieder ein Potpourri passiert. Also ich liefere nicht "Traumtexte und etwas Handgrafik, in Echtzeit teilweise filmisch festgehalten für die Imitation einer Echtzeit-Präsenz, faktisch für eine spätere Publikation". Ich liefere erheblich Handgrafik, erstaunlich viele Fotos, sogleich wieder digital verfremdete Fotos. Überdies befasse ich mich auch mit der neu eingetroffenen Schublade der Krypto Art, mir fallen allerlei liedhafte Texte ein ("Traumwalzer"), ich drehe Filme zur Seite, ich verlasse das Traumzimmer, gehe ins nahe gelegene Schwimmbad, kaum dass der Corona-Lockdown gemildert wird, und packe das alles hinein in diese traumjahr.de-Homepage: Junge, du bist sortiert wie ein Bahnhhofsbazar! So verkaufst du nichts!

Foto oben: Der kleine Stammtisch unterwegs. Jaja, aus dem Traumzimmer die rote Uhr. Aber ansonsten: Momente pur. Festhalten? Nur privat. Veröffentlichen? Wozu? Kunst-Kontext? An den Haaren herbeigezogen.
   

Yeah, it´s Mix´n´Roll, but I like it (das greift die Rolling Stones auf: "It´s only Rock´n´Roll, but I like it" - ich lasse aber das Wort "only" weg!). Beim künstlerischen Potpourri bleibe ich als Künstler Mensch und werde nicht zur Marketing-Schablone.

Klassischer Mennel-Wein also im neuen Traumjahr-Schlauch. Okay. Prost!